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Systemische Aufstellungen und Energiearbeit

Familienaufstellungen

Als Beziehungswesen können wir Menschen nicht ohne menschlichen Kontakt existieren. Wir werden in unsere Familie hineingeboren und gehören im Laufe unseres Lebens verschiedenen Beziehungssystemen an, manche verlassen wir wieder (berufliches Umfeld), andere, wie das eigene Familiensystem, die kulturelle Zugehörigkeit nicht.

Über unser Gewissen sind wir an unsere Familie gebunden. Diese Bindung hat unabhängig von Gut und Böse, Vernunft und Moral Vorrang, sie kann soweit gehen, dass ein Kind bereit ist, sein Leben und Glück der Bindung zuliebe zu opfern. Es kann bereit sein, für seine Ahnen zu vollbringen, was es selbst nicht geplant, zu sühnen, was es selbst nicht getan, zu tragen, was es selbst nicht verschuldet hat, ja sogar Rache zu üben. Nicht gesehene, abgelehnte Familienmitglieder, früh Verstorbene, Vermisste, die ausgeschlossen werden und deren Zugehörigkeit nicht anerkannt ist, können durch Nachgeborene unbewusst wieder ins System geholt werden, wenn diese in gewisser Weise ihr Schicksal „nachleben“.

Der Ausgleich von Geben und Nehmen spiegelt sich in unserem menschlichen Bedürfnis nach Gerechtigkeitsausgleich. Wir verlieren unsere Unabhängigkeit, wenn wir etwas bekommen haben. In Familien entwickelt sich aus einem mehr Geben, als der Ausgleich verlangt, auch ein Anspruch, was wieder über den Austausch innerhalb von Beziehungen oder der Familie geregelt wird.

In jedem System herrschen eigene Regeln, wie Normen, Riten, Überzeugungen, Tabus, die das Zusammenleben in gewissen Bahnen lenken, die für alle verbindlich sind. Innerhalb eines Beziehungsgefüges entwickelt sich eine Ordnung und Struktur.

Werden diese Grundbedingungen, die Beziehungssysteme gelingen lassen, verletzt, so können nachfolgende Generationen in generationenübergreifende Dynamiken und Verstrickungen eingebunden und Nachfolgende in ihren Lebens- und Handlungsmöglichkeiten eingeschränkt werden, was bis zu Erkrankungen führen kann, deren Symptomatik aufrecht erhalten bleibt.

Eine Klientin zeigte die Symptome von Aufregung, Herzrasen, erhöhtem Blutdruck, Sprachlosigkeit, Ohnmachtsgefühl in bestimmten Situationen einer Kollegin gegenüber. Die Schock-Symptomatik der Klientin stand mit mehreren Todesfällen in der mütterlichen Herkunftsfamilie in Zusammenhang. Die Großmutter mütterlicherseits verstarb bei der Geburt ihrer Tochter, ebenso verstarben eine jüngere Schwester der Großmutter mit einem Jahr und ein älterer Bruder im frühen Kindesalter. Die Symptomatik begann sich bei der Großmutter zu lösen, als die jüngere Schwester der Großmutter in die Aufstellung geholt wurde. Es konnten zum Schluss alle gut miteinander stehen: Großvater, Großmutter, deren Geschwister, die Mutter und die Klientin. Das Schicksal der früh Verstorbenen wurde geachtet, es konnte um sie getrauert werden, sie bekamen ihren richtigen Platz im System, die Ordnung war hergestellt. Offenbar spiegelte die Kollegin der Klientin eine ähnliche Energie wie eine der aufgestellten Personen aus der Herkunftsfamilie, so dass das System der Klientin in Resonanz ging. Nachdem sich diese Zusammenhänge energetisch verändern konnten, konnte sie anders auf die Kollegin reagieren.

Indem die ausgegrenzten Familienmitglieder sowie die damit einher gegangenen traumatischen Ereignisse anerkannt und als zugehörig angenommen werden, verändert sich das Energiesystem der Klientin.

Eine Klientin wollte in einer Aufstellung klären, warum sie sich in ihren Beziehungen immer wieder hingezogen und weggedrückt fühlt, was sie hindert, eine Beziehung zu einem Mann erfüllt zu leben. Ihr Großvater väterlicherseits fühlte sich zweigeteilt, die gesamte linke Körperhälfte drückte es weg. Er war als Soldat im Krieg und liebte eine Frau in dem besetzten Land, wozu er sich nicht bekennen konnte und den Weg der Vergewaltigung wählte, um die Nähe zu ihr vor sich und seinen Kameraden rechtfertigen zu können. In der Aufstellung war dem Großvater das alles sehr peinlich. Zum Großvater gehörte das Gefühl der Hin- und Wegbewegung.

Auch das Schicksal früherer Partner der Eltern oder Großeltern kann Einfluss auf das Leben der Nachgeborenen nehmen.

So war eine Klientin sowohl mit der Großmutter als auch mit einem früheren Partner verstrickt, der sich nicht für die Beziehung sondern für eine „höhere Macht“ entschied. Sie fühlte sich hin- und her gerissen zwischen „ich liebe meine Familie und meine Kinder“ und „ich muss hier weg“. Weitere Gefühle, die damit in Zusammenhang standen, wurden identifiziert und ihrem richtigen Platz zugewiesen. Letztlich geht es im Leben der Klientin heute darum, Liebe, Familie und Berufung in Einklang zu bringen.

Mitunter können die Ursprünge für unangemessene Gefühle und Verhaltensweisen auch Jahrhunderte zurück im eigenen Familiensystem liegen. Dann holen wir „den Ahn, bei dem die Ursache liegt“ oder „...bei dem das Symptom seinen Anfang nahm“ in die Aufstellung. Wird sein Schicksal gesehen und gewürdigt, kann wie in einer Art Kettenreaktion der Nachfahre auch frei werden.